Aethels Theke
Willkommen Reisender!
Du hast einen Augenblick an der Theke gewartet, das Gemurmel und Lachen der Menschen im Ohr. Neugierig schaust du dir die Speisekarte an. Hm, Bremfleischeintopf, das wäre jetzt etwas.
„Womit kann ich dienen, Reisender?“
Vor dir ist eine Frau aufgetaucht, die du fast nicht als solche erkannt hättest, denn sie hat kräftige Arme, trägt ein Hemd mit Überrock, wie es sonst nur Männer tun und Hosen. Verlegen streichst du dir die Hand an deinem Mantel ab, fängst dich und lächelst in ihr kantiges Gesicht. Ihre Augen haben eine whiskeyähnliche Farbe, die ein oder andere Lachfalte drum herum und an ihrem Ohr baumelt – du glaubst es kaum – ein kleiner Würfel. Sie lacht, als wüsste sie genau, welche Reaktion sie bei dir hervorruft.
„Nicht, was du erwartet hast, Reisender? So geht es vielen, die zwischen den Welten wandeln. Aber glaub mir, Bier brauen ist sowieso am besten in Frauenhänden. Und diese Taverne führe ich schon seit meinem 13. Lebensjahr. Keiner meiner Brüder hätte das Zeug dazu gehabt – nicht, dass der Krieg ihnen eine Wahl gelassen hätte. Also, was kann ich für dich tun?“
Nicht ein Wirt! Eine Wirtin, der außergewöhnlichsten Sorte, die dir je begegnet ist. Du bist nur wenige Schritte in dieser Welt gegangen, die nach Krieg und Schmerz riecht. Aber nichts konnte dich auf den Anblick der Frau vorbereiten, die in Hosen, Hemd und Überrock gekleidet vor dir steht. Du lächelst und sagst: „Deine Augen schimmern wie sanfter Whiskey.“
Sie verdreht die Augen, lacht aber und bringt damit den kleinen Würfel zum Tanzen, der an ihrem Ohr hängt: „Einer von der Sorte! Lass mich raten: Nie hast du ein bezauberndes Geschöpf wie mich gesehen und vor lauter Staunen hast du vergessen in die Karte zu schauen und weißt nicht, was du trinken möchtest? Der Krieg schafft die seltsamsten Wirte, sag ich dir – aber vor allem endlos viele Menschen, die staunend vorbei kommen und Komplimente machen.“ Für einen Moment wird ihr Gesicht ganz weich. „Das passiert, wenn es da draußen hart ist. So bewahren wir uns ein Stück Schönheit in der rauen Welt.
Du räusperst dich, nickst und zeigst auf die Karte. „Einen Krug Ale, bitte. Und eine Schale vom Eintopf? Falls noch etwas da ist.“
So ganz traust du dich nicht, auf ihre Geschichte zu antworten. Was sollst du dazu schon sagen? Der Krieg schafft die eigenartigsten Wunder. Eine Frau, die die berühmteste Taverne Beormeres führt, ist da eigentlich auch nicht weiter überraschend. Aber es ist ja nicht nur, dass sie eine Frau ist. Wäre sie zart und zierlich, oder eine robuste Matrone, wäre es sicherlich nur halb so aufregend. Aber diese Frau scheint beinahe wie aus einer anderen Welt: Irgendetwas zwischen Spieler und Krieger, Wirt und Mutter. Erst als sie sich umdreht, fällt dir auf, dass ihre Haare, die zu einem langen Zopf geflochten, im unteren Drittel leuchtend blau sind wie das Vesirmeer.
„Hier, Reisender. Woher kommst du zu uns? Du scheinst keiner aus Beormere zu sein.“
Dankbar nimmst du einen Schluck. Als hätte das leicht warme, sehr angenehme Gebräu dir die Hemmungen genommen, läuft deine Zunge alleine davon. „Nein, nicht aus Beormere. Aus einer Welt, die sich Erde nennt, komme ich. Ähm, etwas anders ist es dort schon.“
„Ja, das sieht man dir an. Trink noch einen Schluck, lehn dich zurück. Hier in Aethels Taverne gelten meine Spielregeln und ganz gleich, wer hier landet, hier darf der Krieg nicht herein. Ich dulde nicht, dass meinen Gästen etwas geschieht.“ Sie lachte, aber in ihren Augen stand ein Weltschmerz, den du nur allzu gut verstehen kannst. „Hier nicht“, betonte sie noch einmal. „Hier drinnen ist das Schlimmste, was dir widerfährt, dass dir dein Hab und Gut bei Würfel und Karten abgenommen wird – oder dass du eine Geschichte zu hören bekommst, die dir in die Knochen fährt und dich nicht mehr loslässt.“
„Hast du ein Papier?“
„Ein Pergament meinst du? Nein, so etwas kostbares habe ich nicht einfach so rumliegen.“
Du kramst nochmals in deiner Tasche und findest ein Blatt, das immerhin nur von einer Seite bekritzelt ist. Du beginnst zu zeichnen. Aethel bleibt still neben dir stehen.
„Das bin ich“, flüstert sie schließlich.
Sie sieht dich an, greift nach dem Blatt und steckt es ein.
„Du erinnerst mich an jemanden. Bloß nicht zu viel über dich preisgeben. Aber keine Sorge. Du bist hier sicher, hier in der Taverne meine ich. Es sei denn du würfelst. Da kann ich für nichts garantieren. Schon gar nicht für deine Münzen.“
Du schluckst, ganz ohne Ale. Deine Hände schließen sich um deinen Geldbeutel.
„Nun, wenn du würfelst, bist du selbst schuld. Einer meiner Dauergäste liebt es, unschuldige Fremde auszunehmen. Du erkennst ihn an seinen grünschwarzen Würfeln. Sie leuchten ein wenig, nimm dich vor ihnen in Acht. Sie haben ein Eigenleben. Wenn er nicht gerade würfelt, findest du ihn dort an dem Tisch, mit dem anderen, der oft hier herum lungert.“ In dem Moment erklingt ein etwas schauriger Gesang. Die Melodie kennst du doch.
„Weine nicht, wenn es dunkel wird, dam dam, dam dam.“ Du drehst dich um und in einer Ecke, die fast eine kleine Bühne ist, steht ein Mann in einen schwarzen Mantel eingehüllt. Er ist groß, sichtbar stark, doch sein Gesicht kannst du im Schatten seiner Kapuze nicht erkennen. Und er singt aus Leibeskräften. Er hätte sogar eine recht gute Stimme, wenn er nicht so düster und leicht kratzig singen würde. Als wüsste er genau, welche Gänsehaut das beim Zuhören erzeugte.
Dein Blick gleitet zu Aethel zurück, die mit dem Tuch in der Hand die Aleflecken wegwischt, die du unbemerkt gemacht hast. Deine Hand muss doch sehr überrascht gezuckt haben.
„Dort an der Wand, siehst du das? Da hängt die Karte von Beormere. Wenn du mehr über unsere Welt wissen willst, studiere sie ruhig. Aber sei gewarnt. In einer Welt, in der der Adel über das Kleine Volk herrscht, der Krieg regiert – und unter uns gesagt ist das bei weitem nicht das Schlimmste, was den Menschen in dieser Welt widerfährt, sondern lediglich das Einzige, was sie wissen – geht es rau und düster zu. Und doch findest du selten solch echte Gefühle, so tiefe Verbundenheit und eine innige Vertrautheit, die nur durch den Schmerz entsteht, in dem wir gemeinsam gebunden sind.“
„Was genau meinst du?“, fragst du, aber sie legt den Finger auf die Lippen und weist mit dem Kopf Richtung Bühne.
„Je weniger du über ihn oder seinen Gesprächspartner weißt, desto besser.“
Dann verschwindet sie durch eine Tür, nur um kurz darauf mit einer Schale Eintopf wieder aufzutauchen.
„Hier, aber gib Acht, ist noch heiß.“ Sie schiebt die Schale zu dir herüber, reicht einen Löffel dazu.
„Es packt dich, oder? Kribbelt unter deiner Haut. Zieht an deiner Seele. Gib Acht, Reisender. Halte dich besser von ihm fern.
Dann verschwindet sie durch eine Tür, nur um kurz darauf mit einer Schale Eintopf wieder aufzutauchen.
„Hier, ist noch heiß.“ Sie schiebt die Schale zu dir herüber, reicht einen Löffel dazu.
„Wenn es dich nach Spielen gelüstet, setz dich dort an den Tisch, doch sei gewarnt. Fair ist, was der andere nicht bemerkt.“ Sie sieht dein Unbehagen und zeigt auf ein Buch am Rand der Theke. „Wenn du lieber in andere Welten eintauchen magst: Die beiden Kapuzenträger, von denen ich sprach, die machen sich öfter die Mühe, das, was sie gelesen haben, zu bewerten und kommentieren. Ich blättere immer wieder hindurch, wann immer ich auf der Suche nach etwas Interessantem zu lesen bin. Und dort“, sie zeigte auf den größten Tisch im Raum, „sitzen meist größere Gruppen und diskutieren lebhaft. Sie reden über phantastische Geschichten, aus unserer Welt, aus deiner Welt, aus anderen Welten und allem, was damit zu tun hat. Oft habe ich sie von Netzwerken oder Messen sprechen hören. Vielleicht machst du dir besser selbst ein Bild. Geschichten sind Geschichten und ich liebe sie sehr. Aber was dahinter alles steckt? Nein, ich bleibe lieber beim Ale Brauen. Hier erlebe ich genug.“
Sie seufzte. Der unheimliche Mann hatte sein Lied beendet, kommt herüber, sagt aber keinen Ton. Er lächelt nur wissend. Plötzlich läuft dir ein kalter Schauer über den Rücken. Doch dann geht er und setzt sich wieder an den Tisch zu dem anderen Mann, winkt kurz zu Aethel herüber.
„Er will noch ein Ale. Warte kurz, ich bringe es ihm.“
Als sie wieder auftaucht, hält sie einen Schlüssel in der Hand. „Ich muss gleich noch ins Nebenzimmer, das ist nur für geladene Gäste. Die, die sich tief für die Mysterien von Beormere interessieren und ihre Finger im Spiel haben wollen. Iss in Ruhe, such dir einen Tisch oder sieh dich um. Ach ja, wenn du lieber Wasser trinken möchtest – solche Gäste gibt es auch hin und wieder – dann müsstest du draußen am Bach etwas holen. Und bevor du gehst, hinterlass deinen Namen dort vorn auf dem Tablett, dann erhältst du den Krasonischen Boten. Neuigkeiten aus Beormere mit viel Wissen, das sonst verborgen bleibt. Wenn du etwas brauchst, ruf nach mir.“
„Ich bin hier, wenn du mich brauchst.“
Aethels Aufgaben für Reisende
Du hattest überlegt, ob du dir noch etwas Brot zum Eintopf bestellst, leider hast du die Erfahrung gemacht, das dir nicht alle Brote gut bekommen. Das letzte Mal, als du einen unbekannten Aufstrich gegessen hast, hast du mehr Zeit auf dem Abort verbracht, als dir lieb ist. „Aethel, kannst du mir sagen, was in deinem Brot mit Kräuterstich ist?“
„So kritisch, Reisender? Lies doch mal die Speisekarte ganz genau. Ich bin mir sicher, dass du selbst herausfindest, was drin ist. Sonst hätte ich mir ja die Mühe ganz umsonst gemacht, etwas dazu zu schreiben.“
(Du findest die Speisekarte auch hier: Getränke & Speisen.)
Wenn du zurück bist, trag hier alle Bestandteile des Brotes in einem Satz ein – Reihenfolge egal.
„Ja,“, sagt Aethel. So war das mit dem Brot. Der Krieg wütet übrigens seit Jahrhunderten in allen drei Ländern unserer Welt. Mal mehr, mal weniger. Und nur selten leiden die darunter, die ihn beginnen.“ Sie wischt mit dem Tuch über die Theke und räumt die Speisekarte zur Seite.
„Drei Länder?“, hakst du nach.
„Schau nur auf der Karte nach. Diese Namen solltest du wirklich wissen.“
(Du findest die Karte hier: Karte von Beormere.)
Wenn du zurück bist, trag hier die drei Ländernamen in beliebiger Reihenfolge ein.
Aethel stützt sich mit beiden Händen auf die Theke. „Wenn du schon so tief in unsere Welt eintauchst, fehlt dir noch eines: zu verstehen, wie in Nidaren Nachrichten ihren Weg finden.“
„Draußen im Schankraum liegt die Schriftrolle des Krasonischen Boten. Finde heraus, wer das Nachrichtensystem der Nidarener erschaffen hat. Dann komm zurück und sag mir den Namen.“
Gib hier die Antwort ein.
Aethel lehnt sich zurück, mustert dich und nickt anerkennend.
„Gut, Reisender. Du kennst nun unser Brot, unsere Länder – und weißt, wer dafür sorgt, dass in Nidaren keine Nachricht verloren geht. Dein Weg führt dich nun weiter.“
„Dein Zimmer wartet bereits auf dich. Dort findest du, was du hier erspielt hast – und vielleicht mehr, als du erwartest.“
Belohnung 1 – Proviant für den Weg
„Hier“, sagt Aethel, stellt ein in Tücher gewickeltes Bündel auf die Theke und zwinkert. „Damit du in der nächsten Nacht nicht mit leerem Magen reist.“
Code für dein Zimmer:
PROVIANT
Belohnung 2 – Karte von Beormere
„Wer die Namen der Länder kennt, verirrt sich nicht so schnell“, meint Aethel. „Zumindest nicht, wenn er bereit ist hinzusehen.“
Code für dein Zimmer:
KARTE
Belohnung 3 – Weg zu deinem Zimmer
„Die nidarener Wächter wachen über die Nachrichten“, sagt Aethel leise. „Ich wache darüber, dass Reisende wie du einen Ort haben, an den sie zurückkehren können.“
Dein Zimmer erreichst du hier:
